Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

=========================================

Seite 30

Die Tiere fliehen nicht, sondern kommen - besonders, wenn man mit einem bunten Lappen winkt - ganz nah an den Jäger heran, weil sie sehr, sehr neugierig sind. Und dann werden sie reihenweise abgeschossen oder mit dem Knüppel erschlagen." "Ich habe mal gehört, daß sogar schon Soldaten zur Emubekämpfung eingesetzt wurden. Stimmt das?" fragt der Kaugummijunge aus Adelaide. "Das war weiter im Norden", antwortet Freddy. "Da war die Emuplage vor ein paar Jahren so stark, daß sich die Farmer einfach nicht mehr zu helfen wußten. Sie forderten Militär an. Mit Maschinengewehren wurden die Tiere vom fahrenden Auto aus getötet! - Früher haben die Eingeborenen dafür gesorgt, daß die Emus nicht zu einer Landplage wurden, denn ihr Fleisch ist bei den Australnegern sehr beliebt. Aber die Weißen drängten die Ureinwohner immer weiter ins Innere zu rück, und die Emus konnten sich - jedenfalls am Anfang - unbeschränkt vermehren." Ein paar Tage später fahren wir mit der Bahn nach Kalgoorlie, zu den größten Goldfeldern Australiens.

.

Erst geht es durch hügeliges Weizenland, dann durch flachen Busch. Die Landschaft wird immer kahler - Sand, Geröll, verfilztes Gestrüpp, trockene gelbe Grasbüschel. Hin und wieder sehen wir Schafe oder eine einsame Station. Und ganz selten einen alten, zerlumpten Goldsucher, der allein in der Wildnis sein Glück versucht. Aus einer Schüssel schüttet er den goldhaltigen Sand in hohem Bogen auf den Boden. Sand und Staub bläst der Wind fort, und die schweren Goldkörner - wenn welche drin sind! - fallen nach unten. Heute sind die einsamen Goldsucher fast ausgestorben, weil man das Gold jetzt in großen Industrieanlagen gewinnt. Aus vielen hundert Metern Tiefe wird das goldhaltige Gestein heraufgeholt. Spät am Abend kommen wir in Kalgoorlie, der Stadt in der Wüste, an. Am nächsten Morgen führt uns ein Ingenieur durch die Stadt und zeigt uns die Schächte und Förderanlagen, die Maschinenhäuser und Wellblechschuppen. Dabei erzählt er uns vom Gold - von märchenhaften Funden und Männern, die mit schweren Säcken, prallgefüllt mit den gelben, glänzenden Klumpen, in der Wüste verdursteten. "Es war 1893. Zwei Goldsucher - sie hießen Hannan und Flannigan - suchten ihre Pferde, die ihnen in der Nacht ausgerissen waren. Als sie in den Felsen herumkletterten, stieß der eine von ihnen mit den Füßen gegen Goldklumpen, dicke, schwere Goldklumpen! Was da vor ihnen auf dem Boden lag, das war ein Millionenvermögen! - So wurden die Goldfelder von Kalgoorlie entdeckt. Ein paar Jahre später stand hier schon eine Stadt aus Zelten, Wellblechbuden und Kneipen. Denn der Whisky war damals nicht viel teurer als Wasser." Trotz des Goldrausches und trotz des billigen Whiskys herrschte auf den Goldfeldern Ordnung. In den Zelten der Goldgräber lagen Beutel voll Gold - unverschlossen. Die Gesetze, die sich die Männer selbst gaben, waren hart, aber gerecht.

.

 Bildrückseite 36

 Bildrückseite 37